Zenbilder
Clown, 1988, Graphit und Ölkreide auf Papier , 40 x 55 cm
Vors, 1988, Graphit und Ölkreide auf Papier , 40 x 55 cm
Pei,1988, Graphit und Ölkreide auf Papier, 55 x 40 cm
Woh, 1988, Graphit und Ölkreide auf Papier , 40 x 55 cm
Iff, 1988, Graphit und Ölkreide auf Papier, 55 x 40 cm
Tan,1988, Graphit und Ölkreide auf Papier, 55 x 40 cm
Kr, 1988, Graphit und Ölkreide auf Papier , 40 x 55 cm
Zak,1988, Graphit und Ölkreide auf Papier, 55 x 40 cm
Tz, 1988, Graphit und Ölkreide auf Papier, 55 x 40 cm
Ebb, 1988, Graphit und Ölkreide auf Papier, 55 x 40 cm
Ren, 1988, Graphit und Ölkreide auf Papier, 55 x 40 cm
Une, 1988, Graphit und Ölkreide auf Papier, 55 x 40 cm
Ft, 1988, Graphit und Ölkreide auf Papier, 55 x 40 cm
Zenbilder
Ingrid Roberts
"Die Wahrheit des Seins ist ein Schatten der Wahrheit des Zen." (Rafael Capurro)
Die Serie "Zenbilder" von Dieter Haist scheint an diese Schatten der Wahrheit des Seins zu erinnern, wirken sie doch zunächst wie vorbeihuschende Fragmente einer größeren Wirklichkeit.
In der traditionellen Zen-Malerei spiegelt sich die Wahrheit des Seins bereits VOR dem Denken, VOR der Sprache und VOR der Handlung und kann mit keiner Sprache und keinem Ausdruck dargestellt werden. Die Abbildung dieser Erfahrung beruht also nur auf dem Moment, dem Schatten oder dem absoluten Nichts. Die Zen- Malerei existiert demnach „Vor-bildlich“.
„Höre das Klatschen der einen Hand“ lautet die Aufgabe des Zen-Meisters an den Schüler, um diesen im „Vor-Denken“ zu üben, dem Bereich, der dem logischen und kausalen Denken voraus geht. Der Schüler meint zu wissen, dass das Geräusch des Händeklatschens von zwei Händen verursacht wird. Lernt er den Weg der Logik und Kausalität zu verlassen, kann das Phänomen selbst in seiner Unbegründetheit zum Vorschein kommen.
Die Zen-Malerei fordert die vollkommene Identifikation des Künstlers mit dem Instrument seiner Mal-Technik. Sie ist die sehr eindringlich zu erlebende Versenkung, die Konzentration auf das Wesentliche in der Leere eines weißen Blattes. Es gibt kein Zögern, keine Änderung, keine Ablenkung, keine Verbesserung – einmal ausgeführt, entzieht sich das Resultat jeglicher Manipulation. Das Bild IST.
Es entsteht bereits im Kopf, nicht im Prozess der bewussten Bildproduktion. Es entsteht, be-vor es vom Bewusstsein wahrgenommen werden kann.
Entscheidend für die Entstehung ist der richtige Augenblick, die vollkommene Überzeugung, die vollkommene Übereinstimmung, die höchste Spannung und die maximale Loslösung. Wenn Logik und Überlegung sich zwischen Farbe und Papier schieben, verliert sich die Spannung, der Effekt, der Ausdruck. Jeder Strich besitzt so seine eigene Individualität. Das Bild existiert einfach.
Dieses Resultat ist in den Zenbildern von Dieter Haist zu spüren. Jedes Bild strahlt ein Eigenleben, eine eigene Energie aus.
Und doch ist es der Künstler Haist selbst, der die Tradition der Zen-Malerei für seinen eigenen Ausdruck nutzt. Er ist weit davon entfernt, sie als Technik einfach zu kopieren. Was scheinbar zufällig und spontan wirkt wie schnell hingeworfene Zeichen, unterliegt der absoluten Kontrolle des Künstlers. Bei der Entstehung spielen unterschiedliche Geschwindigkeiten eine Rolle. Haist entscheidet in jedem Augenblick über Ausdruck, Bewegung und die Richtung, die im Bild vorherrscht.
Der moderne Minimalismus westlicher Ausprägung hat bereits in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts seine Wurzeln in der Tradition des asiatischen Zen entdeckt. Immer wieder greifen seitdem westliche Künstler die Techniken der Malerei unterschiedlicher Zen-Schulen auf, vergleichbar einem Akt der vollkommenen Reinigung.
Auch in den Zenbildern von Dieter Haist wird die Fläche vom Künstler neu in Besitz genommen. Er fängt quasi bei Null an und schafft so den Raum für neue Richtungen. Was angedeutet und weggelassen wird, ist oft wichtiger und ausdrucksvoller als das Gemalte. Die Sparsamkeit der Mittel, das Zurückführen auf das Wesentliche existiert wie eine zeichnerische Kurzschrift.
"Große Fülle muss wie leer erscheinen, so wird sie unerschöpflich in ihrer Wirkung." (Tao-Te-king)
Insofern sind die Zenbilder reduzierte Sprech- und Bildelemente, vergleichbar einem Ostinato in der Musik oder der treibenden Energie der Minimal-Music.
Zen Pictures
Ingrid Roberts
„The Truth of Being is a Shadow of the Truth of Zen‘‘ (Rafael Capurro)
The series „Zen Pictures“ by Dieter Haist seem to commemorate these shadows of the truth of being, because they volatile fragments of a greater realness.
In the traditional Zen painting the truth of BEING is already reflected BEFORE the thinking, BEFORE the language and BEFORE the act and cannot be expressed in any language with any word. The portraiture of this experience is therefore based on the moment, the shadow or the absolute nothingness. Therefore Zen painting exists BEFORE ‘thinking’ the picture.
„Hear the clapping of a hand“ is a challenge of the Zen-Master for his student to practice this BEFORE thinking, the process that takes place before the logical and causal thinking. The student assumes the sound of the clapping of two hands is caused by the two hands. When the student learns to leave the road of logic and causality the phenomenon itself in its unfoundedness might appear.
The Zen painting asks for the complete identification of the artist with the instrument of his painting technique. It is the very intense to experience self-absorption, the concentration on the essential within the emptiness of a white sheet. There is no hesitation, no change, no distraction, no correction – once executed, the result eludes from any manipulation. The picture IS.
It comes mental into existence, not during the process of the conscious picture production. It comes into existence BEFORE it can be perceived by the consciousness.
Critical for the origination is the right moment, the complete conviction, the ideal conformance, the highest tenseness and the maximum dissociation. If logic and deliberation slide between color and paper, the tenseness, the effect and the expression, are lost. Every stroke oft he brush has its own individuality. The painting simply exists.
Yet it is the artist Haist himself who uses the tradition of the Zen painting for his own expression. He is far from just copying a technique. What might look coincidental and spontaneous like sketchily symbols, are under the absolute control of the artist. During the origination,various degrees of celerity become important. Haist decides in every moment which expression, movement and direction will dominate the painting.
Already in the nineteen twenties modern minimalism of western characteristic has discovered its roots in the tradition of the AsianZen. Time and again western artists take on the techniques of the various Zen schools in their painting, comparable to an act of a complete cleaning.
In the Zen paintings of Dieter Haist the space is taken into possession. He starts at zero and create room for new directions. What is being foreshadowed and left out, if often more important and more expressive than what is been painted. Sparingness of means, the reduction to the essential, exists like a graphical stenography.
„Great opulence must look empty, that is what makes its effect inexhaustible.’’
In this respect the Zen paintings are reduced lingual and graphical elements, comparable to an ostinato in the music or the driving energy within the minimal music.
Zenbilder
Ingrid Roberts
"Die Wahrheit des Seins ist ein Schatten der Wahrheit des Zen." (Rafael Capurro)
Die Serie "Zenbilder" von Dieter Haist scheint an diese Schatten der Wahrheit des Seins zu erinnern, wirken sie doch zunächst wie vorbeihuschende Fragmente einer größeren Wirklichkeit.
In der traditionellen Zen-Malerei spiegelt sich die Wahrheit des Seins bereits VOR dem Denken, VOR der Sprache und VOR der Handlung und kann mit keiner Sprache und keinem Ausdruck dargestellt werden. Die Abbildung dieser Erfahrung beruht also nur auf dem Moment, dem Schatten oder dem absoluten Nichts. Die Zen- Malerei existiert demnach „Vor-bildlich“.
„Höre das Klatschen der einen Hand“ lautet die Aufgabe des Zen-Meisters an den Schüler, um diesen im „Vor-Denken“ zu üben, dem Bereich, der dem logischen und kausalen Denken voraus geht. Der Schüler meint zu wissen, dass das Geräusch des Händeklatschens von zwei Händen verursacht wird. Lernt er den Weg der Logik und Kausalität zu verlassen, kann das Phänomen selbst in seiner Unbegründetheit zum Vorschein kommen.
Die Zen-Malerei fordert die vollkommene Identifikation des Künstlers mit dem Instrument seiner Mal-Technik. Sie ist die sehr eindringlich zu erlebende Versenkung, die Konzentration auf das Wesentliche in der Leere eines weißen Blattes. Es gibt kein Zögern, keine Änderung, keine Ablenkung, keine Verbesserung – einmal ausgeführt, entzieht sich das Resultat jeglicher Manipulation. Das Bild IST.
Es entsteht bereits im Kopf, nicht im Prozess der bewussten Bildproduktion. Es entsteht, be-vor es vom Bewusstsein wahrgenommen werden kann.
Entscheidend für die Entstehung ist der richtige Augenblick, die vollkommene Überzeugung, die vollkommene Übereinstimmung, die höchste Spannung und die maximale Loslösung. Wenn Logik und Überlegung sich zwischen Farbe und Papier schieben, verliert sich die Spannung, der Effekt, der Ausdruck. Jeder Strich besitzt so seine eigene Individualität. Das Bild existiert einfach.
Dieses Resultat ist in den Zenbildern von Dieter Haist zu spüren. Jedes Bild strahlt ein Eigenleben, eine eigene Energie aus.
Und doch ist es der Künstler Haist selbst, der die Tradition der Zen-Malerei für seinen eigenen Ausdruck nutzt. Er ist weit davon entfernt, sie als Technik einfach zu kopieren. Was scheinbar zufällig und spontan wirkt wie schnell hingeworfene Zeichen, unterliegt der absoluten Kontrolle des Künstlers. Bei der Entstehung spielen unterschiedliche Geschwindigkeiten eine Rolle. Haist entscheidet in jedem Augenblick über Ausdruck, Bewegung und die Richtung, die im Bild vorherrscht.
Der moderne Minimalismus westlicher Ausprägung hat bereits in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts seine Wurzeln in der Tradition des asiatischen Zen entdeckt. Immer wieder greifen seitdem westliche Künstler die Techniken der Malerei unterschiedlicher Zen-Schulen auf, vergleichbar einem Akt der vollkommenen Reinigung.
Auch in den Zenbildern von Dieter Haist wird die Fläche vom Künstler neu in Besitz genommen. Er fängt quasi bei Null an und schafft so den Raum für neue Richtungen. Was angedeutet und weggelassen wird, ist oft wichtiger und ausdrucksvoller als das Gemalte. Die Sparsamkeit der Mittel, das Zurückführen auf das Wesentliche existiert wie eine zeichnerische Kurzschrift.
"Große Fülle muss wie leer erscheinen, so wird sie unerschöpflich in ihrer Wirkung." (Tao-Te-king)
Insofern sind die Zenbilder reduzierte Sprech- und Bildelemente, vergleichbar einem Ostinato in der Musik oder der treibenden Energie der Minimal-Music.
Zen Pictures
Ingrid Roberts
„The Truth of Being is a Shadow of the Truth of Zen‘‘ (Rafael Capurro)
The series „Zen Pictures“ by Dieter Haist seem to commemorate these shadows of the truth of being, because they volatile fragments of a greater realness.
In the traditional Zen painting the truth of BEING is already reflected BEFORE the thinking, BEFORE the language and BEFORE the act and cannot be expressed in any language with any word. The portraiture of this experience is therefore based on the moment, the shadow or the absolute nothingness. Therefore Zen painting exists BEFORE ‘thinking’ the picture.
„Hear the clapping of a hand“ is a challenge of the Zen-Master for his student to practice this BEFORE thinking, the process that takes place before the logical and causal thinking. The student assumes the sound of the clapping of two hands is caused by the two hands. When the student learns to leave the road of logic and causality the phenomenon itself in its unfoundedness might appear.
The Zen painting asks for the complete identification of the artist with the instrument of his painting technique. It is the very intense to experience self-absorption, the concentration on the essential within the emptiness of a white sheet. There is no hesitation, no change, no distraction, no correction – once executed, the result eludes from any manipulation. The picture IS.
It comes mental into existence, not during the process of the conscious picture production. It comes into existence BEFORE it can be perceived by the consciousness.
Critical for the origination is the right moment, the complete conviction, the ideal conformance, the highest tenseness and the maximum dissociation. If logic and deliberation slide between color and paper, the tenseness, the effect and the expression, are lost. Every stroke oft he brush has its own individuality. The painting simply exists.
Yet it is the artist Haist himself who uses the tradition of the Zen painting for his own expression. He is far from just copying a technique. What might look coincidental and spontaneous like sketchily symbols, are under the absolute control of the artist. During the origination,various degrees of celerity become important. Haist decides in every moment which expression, movement and direction will dominate the painting.
Already in the nineteen twenties modern minimalism of western characteristic has discovered its roots in the tradition of the AsianZen. Time and again western artists take on the techniques of the various Zen schools in their painting, comparable to an act of a complete cleaning.
In the Zen paintings of Dieter Haist the space is taken into possession. He starts at zero and create room for new directions. What is being foreshadowed and left out, if often more important and more expressive than what is been painted. Sparingness of means, the reduction to the essential, exists like a graphical stenography.
„Great opulence must look empty, that is what makes its effect inexhaustible.’’
In this respect the Zen paintings are reduced lingual and graphical elements, comparable to an ostinato in the music or the driving energy within the minimal music.